Unterricht >> bewegte Schule

Bewegtes Klassenzimmer

Zwischen „über Tische und Bänke gehen” und klassischem „Stillsitzunterricht” lässt sich das dynamische Sitzen und bewegte Lernen ansiedeln.
Die Bewegungsgewohnheiten der Kinder, vor allem im Aktivitätsspektrum und im zeitlichen Umfang, haben sich verändert. Bedeutsam ist daran, dass ein größerer Teil der Bewegungsaktivitäten in den institutionalisierten Räumen der Schulen, Horteinrichtungen und anderen Organisationen stattfindet. Daher steigt die Verantwortung der Institutionen, insbesondere der Schule, für einen angemessenen Umfang und eine ausreichende Qualität der Bewegungsaktivitäten zu sorgen.

Das bewegungsfördernde Sitz- und Arbeitsmobiliar:
Die derzeitigen Klassenraumeinrichtungen lassen insbesondere durch die verwendeten Tische und Stühle kaum Bewegung zur Förderung der kindlichen Bewegungskompetenz zu, sie sind in erster Linie für den Stillsitzunterricht im Frontalbetrieb konstruiert und tragen insofern auch materialisiert zum Erhalt des klassischen Unterrichtsverständnisses bei. Nach einschlägigen Aussagen von Experten können Kinder in diesem Alter gar nicht länger als ca. 10 – 15 Minuten still sitzen. Länger ist die Muskulatur gar nicht in der Lage, den Körper in einer gesunden aufrechten Haltung zu stabilisieren. Als Entlastungshaltung bleibt den Kindern dann ein Zusammensacken des Oberkörpers oder das Ablegen des Oberkörpers auf den Tisch.

Vor diesem Hintergrund sprechen wir heute von einem dynamischen Sitzen, das Sitzen nicht als statische Angelegenheit begreift, sondern als einen aktiven Prozess, einer immer wieder neuen Balance zur aufrechten Haltung.
Die Antwort auf dieses Grundverständnis von Sitzen fordert ein verändertes Sitz- und Arbeitsmobiliar in Form von Sitzbällen, Sitzkeilen, Stehpulten, Walzen und Halbwalzen, Einbeinschemeln oder Schaukelsitzen. Wir haben auf ein neuartiges Mobiliar des Sport- und Bewegungspädagogen Gerhard Landau, die sogenannten „Landauer“ aus dem Spectra-Verlag, zurückgegriffen, die in ihrer Konstruktion die Überlegungen zu einer veränderten Sitzhaltung und in der Folge davon, zu mehr Bewegung in einem verän-
derten Unterricht zu unterstützen versuchen.          nach oben

Die Verbindung von „Bewegung und Unterricht” hat Landau wie folgt beschrieben: „Die Mobilität, die die Bauelemente ermöglichen, schafft Raum für unterschiedlichste Inszenierungen von Unterricht.Wie es sich in der Praxis gezeigt hat, bietet der „Tisch-Sitz-Kit” die Möglichkeit, von der Raumorganisation des herkömmlichen Unterrichts auszugehen und allmählich den Unterricht zu verändern. Schon bei bekannten Inszenierungsformen, wie Sitzkreis, Bau einer Bühne, einer Treppe usf. wird für Schüler und Lehrer deutlich, wie praktisch die Bauelemente sein können.
Ein erster Schritt weg von der monotonen Sitzhaltung ist, das Sitzen selbst zum aktiven Prozess zu machen, weg von der durch die Stuhllehne gegebene Prothese hin zum Selberhalten des Rückens. Eine noch stärkere Aufforderung zu aktiver Haltearbeit erfordert das Sitzen auf der labilen Halbwalze. Die möglichen Uminszenierungen von und im Unterricht, welche von den Schülern unterschiedliche Bewegungsleistungen und Arbeitspositionen verlangen, bedeuten unterschiedliche Belastungen und damit eine variable Beanspruchung des kindlichen Körpers.” (Aus: Laging/Schillack (Hrsg.): Die Schule kommt in Bewegung. Baltmannsweiler 2000, S. 112/113)

Die Kinder sitzen und lernen durchweg mit diesem Sitz- und Arbeits-Set in einem zunehmend veränderten Unterrichtskonzept, das Projekt- und Wochenplanarbeit, aber auch Rollenspiele, Versammlungen, Theaterarbeit mit einbezieht. Die durch das Mobiliar angeregte Bewegungsaktivität soll sich fördernd auf die Bewegungskompetenz wie auf das Lernen und Unterrichten auswirken. Die zentrale Annahme geht davon aus, dass sich hierüber und unterstützt durch weitere Bewegungsaktivi-
täten im Schulalltag die Gesundheit durch Bewegungs-
förderung sowie der Unterricht durch
körperlich-sinnliche und bewegungsbezogene
Lernaktivitäten positiv beeinflussen lässt.

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